21.08.23 Interview mit Avi Tikva

Der ehemalige israelische Nationalspieler Avraham «Avi» Tikva (47) spielte von 2001 bis 2003 beim BSC Young Boys und lebt nun mit seiner Familie in seiner Heimat. Der dreifache Familienvater hofft, dass YB die Champions League erreicht.

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Avi, wo erreichen wir Dich gerade?
Ich bin gerade mit meinem 8-jährigen Sohn am Strand von Netanya, der Stadt, in der ich aufgewachsen bin. Ich lebe wieder in Israel, meiner ersten Heimat.

Hast Du eine zweite?
Die Schweiz! Der 1. August ist auch für mich jeweils ein Feiertag. Ich habe drei Jahre in Zürich und zwei Jahre in Bern gelebt – wenn ich heute Bilder von damals sehe, kommt schon etwas Wehmut auf, weil es insgesamt meine schönste Zeit als Fussballer war.

Welche Erinnerungen hast Du an YB?
Eigentlich nur schöne. Ich denke an unser Publikum, das ich als sehr warmherzig wahrnahm. Und unvergessen bleiben für mich viele meiner Mitspieler. Gürkan Sermeter, Thomas Häberli, Artur Petrosyan, Adrian Eugster, Erich Hänzi… Erich! Spielt er eigentlich immer noch? (lacht)

Er ist jetzt Talentmanager bei YB und spielt bei den YB Old Stars.
Lass ihn unbedingt grüssen wie alle anderen auch, die noch im Verein arbeiten! Ausserdem erinnere ich mich natürlich an viele weitere, an unseren Trainer Marco Schällibaum, der immer ein ausgezeichneter Motivator war, an Sportchef Fredy Bickel oder an Reto Burri, der das letzte Tor im alten Wankdorf erzielt hat. Und natürlich möchte ich Stéphane Chapuisat speziell erwähnen. Was für ein fantastischer Fussballer und Mensch! Übrigens: Kürzlich habe ich ein Video gesehen mit Ausschnitten aus einem Match, den wir im Juli 2001 in Luzern 4:0 gewannen, und ich erzielte einen Treffer. Das weckte sofort Emotionen. Und mein 8-jähriger Sohn staunte nicht schlecht.

Wieso?
Er glaubte fast nicht, dass das sein Vater ist, den er da im YB-Dress sah. Er fragte: «Bist du das wirklich?» (lacht). In meiner ersten Saison in Bern erreichten wir als Aufsteiger die Finalrunde und schlossen die Saison auf Rang 7 ab, im zweiten Jahr wurden wir gar Vierter. Es gab unzählige besondere Momente. Und eines war konstant gut: die Atmosphäre in der Mannschaft – die Kabine, wie man sagt, war sensationell.

2007 hast Du die Karriere beendet. Warum ist aus Dir kein Trainer geworden?
Das ist einfach zu beantworten: Es reizte mich nie. Ich schaue nicht einmal mehr viel Fussball, meistens nur noch Champions League, und auch das nur in der entscheidenden Phase. Oder wenn eine WM stattfindet, interessiert mich das – als Fan der Schweiz. Beruflich mache ich etwas völlig anderes: Seit 16 Jahren bin ich in der Immobilienbranche tätig.

Spielst Du selber noch?
Ja, mit Freunden in der Halle auf einem kleinen Feld. Das macht ungemein Spass.

Nun gastiert YB in den Playoffs zur Champions League in Israel bei Maccabi Haifa. Was erwartet die Mannschaft von Raphael Wicky?
Maccabi hat wie YB die Ambition, sich für die Champions League zu qualifizieren. Der Unterschied zwischen dem israelischen und dem Schweizer Klubfussball ist zwar nicht sehr gross, aber ich glaube, dass YB routinierter ist und sich durchsetzen wird.

Wem drückst Du in diesem Duell die Daumen?
Ich bin zwar ein stolzer Israeli, aber ich habe so viel Schönes in der Schweiz und in Bern erlebt, dass für mich klar ist: In diesem Duell drücke ich YB die Daumen.

[pd][sst]




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