28.06.19 Interview
Leonardo Bertone (25) wechselte Anfang Jahr von YB zu Cincinnati. In den USA lernt er einen neuen Fussballstil kennen, aber auch in der Fremde bleibt er mit Bern verbunden.

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Leo Bertone, wie lebt es sich in Cincinnati?
Sehr gut und angenehm. Ich lebe mitten in der Stadt in einem Apartment-Komplex, der über eine eigene Rezeption verfügt, habe mit dem Auto 20 Minuten zum Trainingsgelände und nur ein paar wenige Minuten zum Stadion. Als Fussballer ist es für mich neu, dass unser Sport bei den Leuten abgesehen von den Spieltagen nicht dauernd ein Thema ist wie zum Beispiel in Bern. Und anders ist auch der Rhythmus, was den Trainingsalltag angeht.

Inwiefern?
Bei YB hatten wir oft zwei Einheiten pro Tag, bei Cincinnati trainieren wir einmal. Das heisst auch, dass ich eigentlich viel Freizeit habe. Aber ich lege oft eine zusätzliche Schicht ein, weil ich mit dem Ziel in die USA gegangen bin, mich weiterzuentwickeln. Ich bin nicht da, um es locker anzugehen.

Hast du dich auch an einen neuen Fussball-Stil in der Major League Soccer gewöhnen müssen?
Der Fussball in Nordamerika unterscheidet sich schon von dem in der Schweiz. In der Super League wird mehr Wert auf Taktik gelegt, hier eher auf Power und Intensität. Es geht oft hin und her. Mir macht das Spass.

Weniger Spass dürfte die aktuelle Situation des Clubs machen: Cincinnati liegt am Tabellenende.
Leider sind wir weit von den Playoffs entfernt, das ist die Realität. Nach dem schlechten Start in die Saison musste der Trainer gehen, wir kamen irgendwie nie richtig in die Gänge. Trotzdem unterstützen uns die Leute an den Heimspielen, das ist schon bemerkenswert. (Der Zuschauerschnitt beträgt bislang 28'177).

Sind die Playoffs bereits abgeschrieben?
Nein, das nicht. Aufgeben darf nie eine Option sein. Aber der neue Trainer richtet bei seiner Arbeit vieles schon auf die neue Saison aus und will eine neue Spielphilosophie vermitteln. Er ist ein Verfechter des modernen Fussballs, er fordert mehr spielerische Lösungen als hohe Bälle.

Wie verfolgst du, was bei YB läuft?
Mit ein paar Teamkollegen aus Bern bin ich dank eines Whatsapp-Chats ständig in Kontakt. Und wenn immer es möglich war, schaute ich in der Rückrunde die Spiele von YB. Das ist mit Swisscom-TV auch hier möglich. Jetzt bin ich halt YB-Fan statt YB-Spieler. Und stolz darauf, dass ich auch einen Beitrag leisten konnte zu dem, was in der jüngeren Vergangenheit realisiert worden ist.

Was vermisst du aus Bern?
Vor allem die Leute, die ich gerne habe: die Familie, die Freunde, die Kollegen. Das wird einem richtig bewusst, wenn man weit weg ist. Aber das Abenteuer im Ausland wird ja nicht ewig dauern (lacht).

Sitzt eigentlich das amerikanische Englisch schon?
Immer besser. Mit dem Englischen habe ich grundsätzlich keine Mühe. Jetzt versuche ich, den Dialekt der Leute hier anzunehmen. Es klingt schon ganz gut.

[pd][sst]

Foto: FC Cincinnati


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