09.09.14 Frauen NLA
Trotz einer guten Leistung über 60 Minuten musste man sich in Luzern mit 0:4 geschlagen geben. Für den hohen Aufwand werden die Bernerinnen nicht belohnt, bringen sich Stück weit aber auch immer wieder um den eigenen Lohn.

Die Gäste starteten sehr präsent in die Partie. Sie setzten den Gegner immer wieder früh und taktisch clever unter Druck und provozierten so den einen oder anderen Rundschlag in der Luzerner Defensive. In der eigenen Platzhälfte entschieden sie zudem die meisten Zweikämpfe für sich. YB setzte sich zeitenweise regelrecht in der gegnerischen Platzhälfte fest. Ernes Schuss aus spitzem Winkel konnte Odermatt ins Toraus ablenken, Ismaili traf nur das Aussennetz, Calligaris wurde geblockt und Schmids Distanzschuss flog am Tor vorbei. Ein Freistoss von Erne liess die Gelbschwarzen dann doch jubeln - allerdings vergeblich. Weder der Schiedsrichter noch sein Assistent wollten den Ball - entgegen einem grossen Teil der Anwesenden - hinter der Linie gesehen haben und liessen das Spiel deshalb weiterlaufen. Das Heimteam fand lange nicht ins Spiel und versuchte in der 20. Minute mit einem ersten Wechsel zu reagieren. Das Spielgeschehen änderte sich vorerst aber nicht, YB machte weiter Druck und Luzern kam zu keinen herausgespielten Torchancen, strahlte mit den kopfballstarken Spielerinnen in ihren Reihen über Standards durchwegs eine latente Torgefahr aus. Als Ismaili dann auch ihre nächste gute Torchance mit einer schlechten Ballmitnahme verspielte, ging das Spiel torlos in die Pause.
Nach der Pause flachte das Spiel ab, Luzern steigerte sich ein wenig, YB wurde zunehmends passiver. Durch einen unnötigen Ballverlust im Berner Mittelfeld wurde dann die ereignisreiche Schlussphase eingeläutet: Stocker konnte losziehen und setzte sich gegen Fasel durch, Calò eilte zurück und versuchte Stocker den Ball vor dem Torabschluss noch wegzuspitzeln, traf diese dabei aber am Schwungbein. Penalty und die Rote Karte für Calò sind in diesem Fall gemäss dem Regelwerk durchaus angebracht. Nicht Luzerner, sondern Berner Jubel war im Anschluss an den Penalty aber zu hören: Chassot parierte den von Egli getretenen Penalty und mit riskantem Einsatz konnte Probst den Nachschuss der gleichen Spielerin verhindern. Wenig später wurde vom ansonsten umsichtigen Unparteiischen die nummerische Überlegenheit der Innerschweizer wieder ausgeglichen. Probst kann in einem Laufduell mit einem fairen Tackling Graf den Ball wegspitzeln. Graf springt dabei auf und landet danach auf dem Bein von Probst. Der Schiedsrichter unterbricht sofort, taxiert die Landung als Absicht und verweist Graf des Feldes. Die zweite Aktion bei der wohl ein Grossteil der Zuschauer eine andere Meinung als der Schiedsrichter hatte. Die Partie war nun zerfahren und wogte hin und her, das Heimteam riss dank der jungen Geraldine Reuteler das Spieldiktat auf ihre Seite. Mit einer starken Einzelaktion und einem Flachschuss in die lange Ecke bringt sie ihre Farben in Führung. Und sie sollte weiter im Mittelpunkt stehen. Auf einen langen Ball setzt sie energisch nach, checkt dabei Fasel, die den Ball eigentlich schon abgelaufen hatte, in den Rücken und erobert sich das Spielgerät. Anschliessend tanzt sie zwei Berner Verteidigerinnen aus und schliesst wuchtig in die hohe lange Ecke ab. Das Spiel war damit entschieden, denn die Bernerinnen vermochten sich kaum noch Chancen zu erarbeiten, kassierten auf einen Konter sogar noch das dritte Tor. Sinnbildlich dann die letzten dreissig Sekunden des Spiels: Nach einer gelungenen Ballstaffette wird Ismaili in die Tiefe geschickt und kann alleine auf Odermatt losziehen, die weit vor dem Tor postiert war. Anstatt diese zu umdribbeln, lupft sie ihr den Ball aber an den Bauch. Odermatt klärt den Ball anschliessend hoch und weit in die Berner Platzhälfte, wo Reuteler nach einem Berner Missverständnis den Ball erläuft und mit einer fantastischen Direktabnahme ihren dritten persönlichen Treffer erzielt. Ob dieser tolle Treffer wirklich zählt, ist nach wie vor nicht ganz klar, da praktisch zeitgleich der Schlusspfiff dieser für die Berner zermürbenden Partie fiel und der Schiedsrichter anscheinend nur ein 3:0 rapportierte.

Wie vor zwei Wochen zeigte die junge Mannschaft von Rolf Kirchhofer über weite Strecken einen couragierten Auftritt gegen einen ambitionierten Gegner, der jüngst wieder eine Spielerin aus der Bundesliga engagiert hat. Allerdings hielten auch in diesem Spiel zu viele individuelle Fehler und phasenweise Passivität im Berner Spiel Einzug, die auf diesem Niveau sofort bestraft werden. Und wieder musste man mit einer deutlichen Niederlage gegen ein Topteam heimreisen - dies ist der einzige Fakt, der schlussendlich wahrgenommen wird.


Luzern - YB 4:0 (0:0)
LA-Stadion Allmend; 153 ZS.- SR Aygün.
Tore: 74. Reuteler 1:0, 78. Reuteler 2:0, 83. Stocker 3:0, 90+3. Reuteler 4:0.

FC Luzern: Odermatt; Graf, Egli, Gassmann; Tieber (20. Cavicchia), Zürny, Wagner, Luzia Odermatt (75. Blättler), Reuteler; Bühler, Stocker.

BSC YB: Chassot; Burla (81. Imhof), Fasel, Calò, Abbühl; Erne (83. Mayland), Schmid, Probst, Ismaili; Tatsuoka (66. Widmer), Calligaris.

Bemerkungen: Luzern ohne Schüpfer, Eichenberger (beide nicht im Aufgebot), Scodeller, Schürmann, Schneider (alle im Aufbautraining) und Roci (noch nicht spielberechtigt). Albisser, Beck, Paglia, Peter und Schneider nicht eingesetzt. YB ohne Heule, Stöckli, Vienne (alle verletzt), Wälti (Familie), Glanzmann, Gillmann (U18) und Ribeaud (rekonvaleszent). 16. Freistoss an die Lattenunterkante von Erne (YB). 67. Rote Karte für Calò (YB, Notbremse). 68. Chassot pariert Foulelfmeter von Egli. 70. Rote Karte Graf (Luzern, Tätlichkeit?).






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