Interview mit Fabian Lustenberger, Captain des BSC YB
«Es ist privat und sportlich wirklich gut gelaufen»
Fabian Lustenberger spielte 12 Jahre lang in Deutschland, ist seit 17 Jahren Fussballprofi, heute YB-Captain und Vater dreier Kinder. Das Ende der Profi-Karriere ist in Sichtweite.
YB wurde wieder Meister. Hattest du vorher und nachher schlaflose Nächte?
Nein, weder vorher noch nachher. Wir waren eigentlich während der ganzen Saison auf einem guten Weg, es gab keinen Grund, nervös zu werden. Nach dem Meistertitel, klar: Da habe ich gefeiert und etwas weniger geschlafen.
Du bist nun 35 Jahre alt und siehst am Horizont langsam das Ende der Profi-Karriere. Was löst das in dir aus?
Ich versuche diese Aussicht immer noch etwas wegzudrücken, ehrlich gesagt. Ich konnte den Vertrag bei YB nochmals um ein Jahr verlängern. Aber ich gehe davon aus, dass das die letzte Runde war. Dann werde ich 36-jährig sein und die Hälfte meines Lebens – 18 Jahre – als Profi gespielt haben. Das ist eine lange Zeit. Ich kann mir ein Leben ohne Fussball noch nicht so richtig vorstellen. Ich werde aber sicher mehr von der Familie haben, darauf freue ich mich.
Du hast bereits als 19-jähriger zu Hertha Berlin gewechselt und bist 12 Jahre geblieben, seither bei YB. Du hast nicht oft gewechselt – warum?
Das liegt wohl in meinem Naturell. Wenn ich mich wohl fühle, habe ich nicht das Bedürfnis, immer etwas Neues suchen und erleben zu müssen. Obwohl ich als Fussballer durchaus ehrgeizig bin, das eine schliesst das andere nicht aus.
Dann würdest du rückblickend sagen: alles richtig gemacht?
Ja, eigentlich schon. Ich war zwölf Jahre beim gleichen Club in Berlin. Ich habe dort meine Frau kennen gelernt und eine Familie gegründet. Auch bei YB bin ich sehr wohl, ich konnte am Ende meiner Karriere Meistertitel feiern. Und ich bin froh, habe ich mich nicht alle zwei Jahre nach einem neuen Verein umsehen und zügeln müssen. Es ist privat und sportlich wirklich gut gelaufen.
Heute spielen bei YB viele sehr junge Spieler mit dir. Sind die anders geschult als du es warst?
Ja, die Nachwuchsarbeit ist heute viel professioneller als noch bei uns. Die Jungen sind spielerisch und taktisch stärker, wenn sie sich einer ersten Mannschaft annähern. Sie werden besser unterstützt und begleitet. Bei uns musstest du schauen, dass du den Kopf irgendwie über Wasser halten kannst. Die Jungen sind auch sozial und mental weiter, als wir waren. Sie bewegen sich mühelos in sozialen Medien – bei uns gab es das alles noch nicht, kein Facebook, kein Instagram. Unsere Welt war nicht schlechter, aber sie war anders und begrenzter.
Du bist Vater von drei Kindern. Hat das den Fussball für dich verändert?
Mit Kindern ist es anders, nach dem Match nach Hause zu kommen. Die Jungs fragen, wie es gelaufen ist, ich muss erzählen, sie wollen vielleicht Highlights schauen. Die Tochter ist die jüngste, sie stellt noch keine Fragen, sondern hat einfach Freude, wenn Papa heimkommt. Auch das tut gut. Ich kann dank den Kindern schneller runterfahren und abschalten. Auch freie Tage mit meiner Familie bieten eine sehr gute Abwechslung. Kinder und Fussball, das geht gut zusammen!
Spielen deine Kinder auch Fussball, mit dir an der Seitenlinie beim Match?
Der 9-jährige Sohn spielt beim FC Breitenrain. Wenn immer möglich gehe ich die Spiele schauen. Aber ich hüte mich, etwas reinzurufen; auch nach dem Spiel halte ich mich sehr zurück mit Tipps. Ich geniesse es einfach zuzuschauen. Aber natürlich bin ich etwas stolz, wenn meinem Jungen eine gute Aktion oder gar ein Tor gelingt.
Haben deine Eltern dich gedrängt, intensiv Fussball zu spielen? Oder kam das von dir aus?
Sie haben mich nie gedrängt. Aber Fussball war bei uns Alltag. Meine zwei älteren Brüder haben gespielt, mein Vater war beim FC Nebikon Junioren-Trainer. Da bin ich fast automatisch reingerutscht. Fussball war und ist in unserer Familie sehr präsent.
Nochmals zu YB. Weshalb ist es in den letzten Jahren so gut gelaufen?
Es müssen viele Dinge zusammenpassen. Die sportliche Seite, aber es geht auch um die Menschen in der Führung und im Verein. Die Aufgaben, Strukturen und Regeln sind bei YB klar. Die wichtigen Positionen sind mit guten Leuten besetzt. Macht und Einfluss werden verantwortungsvoll genutzt, nie zum eigenen Vorteil. YB und der Verein stehen immer im Vordergrund. Ich wage zu behaupten, dass Christoph Spycher sehr viel in diesem Sinn geprägt und bewegt hat. Umso mehr freue ich mich, noch ein weiteres Jahr für dieses YB auf dem Feld zu stehen!
Interview vom Juni 2023: Jens Lundsgaard-Hansen
