28.11.17 Throwback: Schweizer Cup
Am Donnerstag, 30. November 2017, kommt es im Stade de Suisse zum Cup-Viertelfinal zwischen YB und St. Gallen (20:15 Uhr).

Das letzte Aufeinandertreffen zwischen YB und St. Gallen im Schweizer Cup ist lange her. Am 20. März 1979 trafen die beiden Mannschaften im Viertelfinal aufeinander. YB gewann nach Treffern von Küttel (42.) und Zwahlen (56.) vor 5'900 Zuschauern im Wankdorf mit 2:0. Nach einem weiteren Sieg gegen Chênois qualifizierten sich die Berner für den Final. Nach einem 1:1 kam es gegen Servette zum Wiederholungsspiel, in dem sich die Genfer mit 3:2 durchsetzen konnten.

Der Matchbericht aus dem "Bund" vom Cup-Viertelfinal 1979:

Mit 10 Mann zeigten die Young Boys, was sie können
Verdienter 2:0 (1:0)-Sieg der Berner Fussballer im Cup-Viertelfinal gegen St. Gallen


wf. Elf Minuten nach der Pause brachte die umgekehrte Passfolge wie jene, die zum Führungstor der Young Boys geführt hatte, die Erhöhung des Vorsprungs auf 2:0. Wieder zehn Minuten später bekam die bei allem Einsatz ausserordentlich korrekt geführte Auseinandersetzung zwischen den beiden Cupfinalisten des Jahres 1977 eine unerwartete Wendung: Wegen Reklamierens gegen einen (richtigen) Schiedsrichterentscheid wurde Kurt Müller zuerst die gelbe Karte (Verwarnung) gezeigt. Aber der Linksaussen der Young Boys muss dann nochmals eine unsportliche Bemerkung gemacht haben, denn plötzlich (und zum Entsetzen der andern YB-Spieler) hielt Ernst Dörflinger Müller auch noch die rote Karte vors Gesicht.


Küttel und Zwahlen (zweiter von links) schossen die beiden Berner Tore.


In der 64. Minute musste der Sünder, der sich offensichtlich schon beim Abmarsch "grün und blau" ärgerte, weil er sich nicht hatte beherrschen können (und damit, das vor allem, seine Kameraden -scheinbar - in Verlegenheit brachte), vorzeitig in die Kabine. Man fragte sich natäglich sofort, ob die Dezimierung auf neun Feldspieler mindestens den Anschlusstreffer St Gallens zur Folge haben werde.

Doch was die verbliebenen Young Boys nachher - man darf es schon so nennen - unter Führung des magistralen Karl Odermatt ... "aufführten", gehörte zum Besten, was man von den Schützlingen Konietzkas seit langer Zeit gesehen hat: Das war nicht einfach Hau-Ruck und Fortdamit, sondern da steckte Köpfchen und Spielintelligenz dahinter.

Natürlich warf St. Gallen nun alle Spieler immer wieder nach vorne, und Eichenberger - erneut ein exzellenter Hüter - brauchte nicht zu frieren. Aber erdrücken liess sich YB nicht, und weil sich die Spieler läuferisch restlos verausgabten (was ist doch beispielsweise Hussner gerannt), kamen sie sogar mehrmals noch zu Chancen zu einem dritten Tor, meistens von Zwygart, der vor allem nach der 64. Minute gross aufspielte, von Zwahlen - er steigerte sich nach seinem Pass zum 1:0 enorm - und auch von Küttel eingeleitet. Aber es brauchte ebenso das Können und die Kaltblütigkeit der andern YB-Spieler, um die letzten 26 Minuten nicht nur ungeschoren, sondern so sicher zu überstehen und damit die Halbfinal-Qualifikation zu erreichen.

Spiel der Kontraste

Bei nasskaltem Wetter - mit 5'900 Zuschauern machten die Gelb-Schwarzen auch im Viertelfinal (noch) kein Geschäft! -, aber auf einem gewalzten, gut bespielbaren Rasen hatten die Young Boys eigenartigerweise eine dem Spiel gegen Servette ähnliche erste Hälfte. Der Unterschied war nur der, dass die Berner doch häufiger für Alarm vor Schüepp sorgten als vor vier Tagen bei Engel, und ausserdem hatte ihr gestriger Gegner spielerisch nicht das Format der Genfer. Vor allem St. Gallens Stürmer waren allesamt zu wenig bissig, doch das lag ja auch an ihren Gegenspielern, von denen Feuz eine saubere und kaum je so gute Partie bot.

Aber das Spiel kontrastierte doch: Die Berner brauchten, wie das ihrem unter Timo Konietzka entwickelten Stil entspricht, weit mehr Pässe, um nach vorne zu kommen. Auf der andern Seite kam St. Gallen rasch aus der Abwehr und war mit wenigen Zügen jeweils vor dem YB-Strafraum.

In der Startviertelstunde kam Zwahlen kaum je an Gisinger vorbei, und auf der andern Seite wurde Müller den ausgezeichneten Seger kaum einmal richtig los (was nicht heisst, der Berner habe schlecht gespielt). Und als dann doch vor der Pause noch die YB-Führung kam, da fragte man sich, wie die Mannschaft - sie lag damit erstmals in diesem Jahr voraus - nun das Spiel gestalten werde. Nach ein paar kritischen Szenen für YB folgte das beruhigende 2:0 und dann der schon beschriebene Rest.

Ritter war zu wenig

Wenn schon St. Gallens Stürmer so gut aufgehoben waren, so hätten die Schützlinge Trainer Sommers natürlich der (sprichwörtlichen) Schützenhilfe aus dem Mittelfeld bedurft Doch dort kamen bloss vom Österreicher Ritter einige geniale Ideen, und das war zu wenig, um mehr als ein paar Schreckschüsse zuwege zu bringen. Die Absicht der Ostschweizer, ja nicht in Rückstand zu geraten, verriet ihr Torhüter Schüepp schon nach etwas mehr als einer Viertelstunde, als er sich jeweils zum Abstoss reichlich viel Zeit nahm. St. Gallens Keeper war auch so ein Beispiel für die Physiognomie der Partie: Eichenberger hatte mehr zu tun als sein Vis-a-vis, der "dafür" zweimal bezwungen wurde.

Hervorragend war der Spielleiter, der genau die richtige Linie fand, um für eine korrekte Gangart zu sorgen.

Auch sein Entscheid, der zum Platzverweis Müllers führte, war richtig (der Ball ruhte nicht, als ihn Müller nach einem Freistosspfiff bereits abspielte). Dörflinger, der im Spiel St. Gallen - YB (6:0) Schmidlin vom Platz gestellt hatte, war zuletzt gnädig mit Küttel, als dieser Stomeo ein eigenartiges Intermezzo "bereitete".

Die ersten heissen Szenen spielten sich in St. Gallens Strafraum ab, doch dann brannte Gisinger durch, schoss aber hoch über Eichenbergers Tor. Nach einem Flankenball Pelfinis flog in der 14. Minute der aus guter Position abgegebene Koptball Kurt Müllers neben Schüepps Gehäuse. In der 18. dann ein "Blackout" in der YB-Verteidigung, die schliesslich Fleury frei zum Schuss kommen lassen musste; Eichenbergers Parade vereitelte das greifbar nahe 0:1. Umgekehrt lenkte Hussner einen Pass Brechbühls knapp neben den entfernteren Pfosten.

Aber in der 42. Minute gingen doch die Young Boys in Führung: Endlich kam Zwahlen einmal bis an die Grundlinie durch, und sein überlegtes, mustergültiges Zuspiel bugsierte Küttel zum 1:0 in die Maschen.

Das Wankdorf-Telegramm
5'900 Zuschauer. - Schiedsrichter Dörflinger (Basel).
Tore: 42. Min. Küttel 1:0. 56. Zwahlen 2:0. - 3:8 (2:3) Eckbälle. - 56. Bollmann verwarnt, 64. Platzverweis Kurt Müller (beide wegen Reklamierens).
Young Boys: Eichenberger - Odermatt - Brechbühl, Pelfini, Feuz - Zwygart, Hussner, Schmidlin - Zwahlen, Küttel, Kurt Müller.
St. Gallen: Schüepp - Stöckl - Seger (ab 58. Hafner), Bollmann (ab 64. Rindlisbacher), Gisinger - Brander, Ritter, Locher - Labhart, Stomeo, Fleury.


Küttels Führungstor vor der Pause.


[sst]




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