04.07.14 TRAGISCHER TOD VOR 20 JAHREN
Die WM 1994 in den USA vor genau 20 Jahren hatte ein trauriges Nachspiel. Der ehemalige YB-Spieler Andrés Escobar aus Kolumbien musste ein Eigentor mit dem Leben bezahlen.

Der BSC Young Boys gedenkt in diesen Tagen seinem ehemaligen Verteidiger, der auf tragische Weise sein Leben lassen musste.

Ein Artikel aus dem Kicker von 2.Juli 2014:

Andres Escobar - "Wir tragen Dich im Herzen"

Das Spiel seines Lebens war Fussball. Es wurde blutiger Ernst. Sein Mörder ist frei. Humberto Munoz Castro. Schon zehn Jahre fast. Andres Escobar ist tot. Am Donnerstag genau 20 Jahre. Es ist gerade WM, und es war damals WM. Und deshalb lebt Escobar nicht mehr. Am 22. Juni 1994 traf Andres Escobar ins eigene Tor. Am 2. Juli 1994 starb Kolumbiens Nationalspieler im Kugelhagel.

1994 beim Turnier in den USA hatte der Nationalspieler Kolumbiens am 23. Juni beim 1:2 gegen die USA ein Eigentor erzielt. Kolumbien war raus. Weil Drogenbosse aus Medellin, Escobars Heimatstadt, dadurch viel Geld bei Wetteinsätzen verloren haben sollen, musste der Verteidiger am 2. Juli mit 27 Jahren sterben. So eine Theorie. Oder war es doch nur ein Streit wie überall auf der Welt, in Lateinamerika und erst recht im damals im Drogensumpf versinkenden Kolumbien tragischer Weise aber mit Waffen ausgetragen?

Der Mörder war im Drogenmilieu bekannt, beschäftigt, als Handlanger, aber auch das muss nichts heissen. Kolumbien ist fussballverrückt, vielleicht war der Mörder nur verrückt. Klar indes: Eine ganze Salve Schüsse aus nächster Nähe, auf dem Parkplatz eines Restaurants. Seine Begleiterin stand daneben. Klar ist auch: 100 000 nahmen von Escobar Abschied, die WM in den USA war noch im Gang, und die Welt heulte auf. Und dann trocknete auch die Fussballwelt schnell die Tränen. Tage später waren Letchkovs Kopfball, Baggios verschossener Elfmeter, Taffarels Parade wichtiger, je nach Blickwinkel.

Heute denken die Medien weltweit wieder an den Innenverteidiger, speziell natürlich in Kolumbien. Mit Specials jedweder Form. Mit Blick auf die Arbeit, vielmehr Scheitern der Justiz und Polizei (so sollen ja Spuren, die auf einen Auftragsmord aus dem Drogenmillieu hinweisen, nicht entsprechend verfolgt worden sein) sowie den Ist-Zustand im Drogenkrieg und natürlich im Fussball beim bislang aufsehenerregendsten WM-Teilnehmer 2014.

Doch das alles bringt Escobar nicht mehr zurück. "El Tiempo" schreib daher: "Er ist in unseren Herzen eintätowiert." Jahrelang wurde sein Trikot mit der 2 nicht mehr vergeben, weder in der Nationalelf noch im Klub bei Atletico Nacional de Medellin. Dort bildeten die Spieler lange noch vor jedem Match auf dem Rasen einen Kreis, beteten zu und für ihren Ex-Kollegen, die Fans indes skandierten noch ein Jahrzehnt nach dem Tod Escobars Namen. Carlos Valderrama entrollte bei seinem Abschiedsspiel 2004 ein Banner: "Andres, te llevamos en el corazon": Wir tragen dich im Herzen.

Valderrama: "Er wird immer mit uns sein"

Escobar und Valderrama hatten bereits 1990 gemeinsam die WM in Italien bestritten, auch beim 1:1 gegen Deutschland war der Innenverteidiger 90 Minuten auf dem Platz. Letzte Woche noch sagte Valderrama zum kicker: "Er wird immer mit uns sein. Und irgendwie, wie auch immer, bekommt er auch jetzt mit, dass Kolumbien eine tolle WM spielt."

Escobar gewann 1989 mit Atletico Nacional de Medellin die Copa Libertadores, die Champions League Südamerikas. Sein grösster Erfolg. Es folgte ein halbes Jahr bei den Young Boys in Bern, dann wieder Atletico Nacional. Bis zu seinem Tod. Sein letztes Spiel war ein Länderspiel. Sein 50. Es war WM. Wie jetzt.

[Jörg Wolfrum, kicker.de]



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